Amphibien besiedeln neu angelegte Weiher, aber nicht dauerhaft: Eine Fallstudie

01. Mär 2023

Der Bau neuer Weiher ist eine wichtige Maßnahme zum Schutz und zur Förderung von Amphibien. Im Gebiet Oberer Schachen (Kanton Aargau, Schweiz) wurde 25 neue Gewässer als ökologische Ersatzmaßnahme angelegt. Wir beschreiben die Besiedlung der neuen Gewässer durch die Amphibien.

Karte des Untersuchungsgebiets mit den 25 Weihern im Oberen Schachen bei Aarau
Karte des Untersuchungsgebiets mit den 25 Weihern im Oberen Schachen bei Aarau

Während alle Arten die neuen Gewässer schnell besiedelten und teilweise große Populationen aufbauten, so war der Erfolg für die meisten Arten nur ein „Strohfeuer“, denn die meisten Bestände an den neuen Weiher erloschen nach kurzer Zeit wieder und fortbestehende Populationen wurden kleiner. Wir diskutieren mögliche Ursachen für die beobachtete räumlich-zeitliche Dynamik.

Gesamtbericht

Der vollständige Bericht kann über folgenden Link herungergeladen werden:

Zusammenfassung

Der global zu beobachtende Rückgang der Amphibien hat viele Ursachen, aber der Verlust der Lebensräume, sowohl hinsichtlich Quantität wie auch Qualität, ist die älteste und wohl weiterhin wichtigste Ursache (Meisterhans & Heusser 1970, Grossenbacher 1974, Hotz & Broggi 1982, Cushman 2006, Curado et al. 2011). Der Schutz, die Wiederherstellung und die Neuschaffung von Lebensräumen gehören deshalb zu den wichtigsten Massnahmen im Amphibienschutz, wobei mit Lebensräumen in der Regel Teiche, Tümpel und Weiher, also nur die Wasserlebensräume, gemeint sind (Schmidt 2022). Diese Schutzmassnahmen zu Gunsten der Amphibien haben positive Auswirkungen (Smith et al. 2020). So berichtet beispielsweise Fog (1997), dass in Dänemark zwischen 1986 und 1997 3446 Weiher angelegt oder wiederhergestellt wurden. Dies führte zu einer starken Vergrösserung der Amphibien-Populationen. Stumpel & van der Voet (1998) berichten, dass in den 15 Jahren vor ihrer Publikation in den Niederlanden 1691 neue Weiher angelegt wurde. Eine Stichprobe von 133 Weihen wurde untersucht. Es zeigte sich, dass bis zu neun Arten die Weiher besiedelt hatten; insgesamt wurden 80 % der Weiher von Amphibien besiedelt und in 68 % der Weiher pflanzten sich die Amphibien fort. Ähnliche Weiherbauprojekte gibt es aus anderen Ländern und meistens stellt sich der gewünschte Erfolg – die Besiedlung durch Amphibien – ein (Smith et al. 2020).

Aber selbst wenn Amphibien neue Gewässer besiedeln, so ist die Besiedlung nicht immer von Dauer. Arntzen & Teunis (1993) beschreiben, dass ein neu angelegter Weiher in einer Kiesgrube in Frankreich schnell von Kammmolchen (Triturus cristatus) besiedelt wurde. Aber nach starkem Wachstum der Population in den ersten Jahren, wurde die Population wieder kleiner und war nach wenigen Jahren fast ganz erloschen.

Einsatz eines Baggers bei der Pflege eines Amphibienweihers (oben). Weiher nach der Pflege (unten links). Durch Elektroabfischung wurde versucht, unerwünschte Fische aus den für Amphibien angelegten Gewässern zu entfernen (unten rechts).
Einsatz eines Baggers bei der Pflege eines Amphibienweihers (oben). Weiher nach der Pflege (unten links). Durch Elektroabfischung wurde versucht, unerwünschte Fische aus den für Amphibien angelegten Gewässern zu entfernen (unten rechts).

Moor et al. (2022) untersuchten die Besiedlung neu erstellter Weiher im Schweizer Kanton Aargau und stellten dabei fest, dass die Amphibienpopulationen nach der Besiedlung neuer Weiher häufiger wieder erloschen sind als nach der Besiedlung schon lange bestehender Weiher. Dieses Muster zeigte sich bei zehn von zwölf untersuchten Arten; nur beim Laubfrosch (Hyla arborea) war es umgekehrt (höhere Persistenz in neuen als in alten Gewässern) und beim Teichmolch (Lissotriton vulgaris) gab es keinen Unterschied.

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