01. Aug 2023
Der Mangel an Informationen über Fledermäuse im Capettawald war der Anlass, mit Rufaufnahmegeräten die nächtlichen Aktivitäten dieser Tiere zu erfassen.
Der vollständige Bericht mit zahlreichen Abbildungen und Karten kann über folgenden Link herungergeladen werden:
Der «Capettawald» im Avers (Kanton Graubünden) ist in verschiedener Hinsicht aussergewöhnlich. Sehr alte Bäume (Lärchen, Arven) in hohen Lagen, kaum Nutzungsdruck, viel Altholz usw. lassen das Gebiet auch in Bezug auf Fledermausvorkommen als interessant erscheinen. Bisher sind keine Fledermauserfassungen in diesem Gebiet vorgenommen worden oder falls doch, sind sie in schweizerischen Verbreitungskarten [3] nicht aufgenommen worden.
Der Mangel an Informationen über Fledermäuse im Capettawald war der Anlass, mit Rufaufnahmegeräten die nächtlichen Aktivitäten dieser Tiere zu erfassen.
Damit sollten Vorkommen von Fledermausarten belegt und wenn möglich auch geklärt werden, ob sich die hohe Waldqualität auch über die Fledermausbesiedlung belegen lässt.
Zwischen dem 15. August und 1. September 2023 sind Fledermausrufe im Capettawald mit Ultraschall-Rufaufnahmegeräten erfasst worden. Aufnahmen erfolgten an 17 Standorten im Wald und an Waldrändern. Die Beobachtungsstandorte lagen in einem Höhenbereich zwischen 1823 und 2120 müM.
Fledermausrufaktivitäten zeigten sich an 16 der 17 Aufnahmestandorte. Die nächtlichen Rufzahlen waren sehr unterschiedlich. Das Minimum lag bei 3 und das Maximum bei 412 Rufen.
Die Artenzahlen variierten bei vorsichtiger Beurteilung zwischen 1 und 8 und bei optimistischer Einschätzung zwischen 1 und 9 Arten. Für das ganze Gebiet können mindestens 9 Arten als vorkommend gelten. 12 Arten wären es bei optimistischer Beurteilung.
Von den nachgewiesenen Arten gilt eine, die Wimperfledermaus, als stark bedroht. Ungefährdet sind zwei Arten und alle anderen gelten als verletzlich oder potenziell gefährdet.
Die Zwergfledermäuse dominierten das nächtliche Rufgeschehen. Mit einigem Abstand folgten die Rufe der Zweifarben- und der Kleinen Bartfledermäuse. Alle anderen Arten wiesen im Vergleich zu den Zwergfledermäusen nur noch eine geringe bis sehr geringe Rufanzahl auf.
Die Rufaktivitäten waren in den Lebensraumtypen Wald und Waldrand vergleichbar. Die durchschnittlichen Artenzahlen in den beiden Lebensraumtypen variierten. Die Durchschnittswerte lagen im Wald etwa 30% höher als am Waldrand. Aufnahmen in anderen Waldgebieten zeigten meist eine höhere durchschnittliche Artenzahl an den Waldrändern.
Die Fledermausvorkommen im Capettawald unterscheiden sich nicht wesentlich von denen in anderen naturnahen Wäldern in ähnlichen Höhenlagen. Zwei Unterschiede könnten den Capettawald auszeichnen. Einerseits das Vorkommen von Wimperfledermäusen und anderseits die grössere Attraktivität des Waldes im Vergleich zu den Waldrändern.
Die Attraktivität des Capettawaldes zeigte sich auch in Form der relativ häufig nachgewiesenen Sozial- oder Balzrufe der Abendsegler- und Zweifarbenfledermäuse. Sie zeichnen einen Wald aus, der auch Strukturen aufweist, die den Fledermäusen Schlafquartiere anbieten. Beispiele dafür sind grosse alte Bäume mit Rissen, Höhlen oder teilweise abgelösten Rindenteilen.
Nadelwälder gelten normalerweise nicht als attraktiv für Fledermäuse. Der Capettawald zeigt, dass es bei fast naturbelassenen Nadelwäldern nicht so sein muss.