01. Jul 2023
Der Geotag der Natur im Val Müstair 2023 (Kanton Graubünden) bot Gelegenheit, die Fledermausvorkommen im Tal mittels Rufaufnahmegeräten zu untersuchen.
Der vollständige Bericht mit zahlreichen Abbildungen und Karten kann über folgenden Link herungergeladen werden:
Der Geotag der Natur im Val Müstair 2023 (Kanton Graubünden) bot Gelegenheit, die Fledermausvorkommen im Tal mittels Rufaufnahmegeräten zu untersuchen.
Zwischen dem 24. und 29. Juni 2023 sind Fledermausrufe in unterschiedlichsten Lebensräumen in Müstair mit Ultraschall-Rufaufnahmegeräten erfasst worden. Aufnahmen erfolgten an 30 Standorten in Ortschaften, in Wäldern und an Waldrändern und an einem Standort am Ufer des Rom. Die Beobachtungsstandorte lagen in einem Höhenbereich zwischen 1248 und 2233 müM.
Fledermausaktivitäten zeigten sich an allen Aufnahmestandorten. Die nächtlichen Aktivitäten waren sehr unterschiedlich. Das Minimum lag bei 1 und das Maximum bei 743 Rufen.
Die Artenzahlen variierten bei vorsichtiger Beurteilung zwischen 1 und 7 und bei optimistischer Einschätzung zwischen 1 und 9 Arten. Für das ganze Gebiet können mindestens 10 Arten als vorkommend gelten. 12 Arten wären es bei optimistischer Beurteilung.
Von den nachgewiesenen Arten oder Artgruppen gelten drei als nicht gefährdet. Arten, die vom Aussterben bedroht sind, konnten keine nachgewiesen werden. Zwei Arten gelten als stark gefährdet (das ebenfalls stark gefährdete Alpenlangohr konnte mit der Rufanalyse nicht vom Braunen Langohr unterschieden werden. Letzteres gilt als verletzlich). Alle anderen Arten gelten in unterschiedlichem Mass als gefährdet.
Rufe von 5 Arten, für die aus den letzten 15 Jahren Nachweise vorliegen, konnten nicht oder nicht mehr nachgewiesen werden. Von 4 Arten, die bisher noch nicht im Tal nachgewiesen worden sind, konnten Rufe erfasst werden.
Die Aktivität war in den verschiedenen Lebensräumen unterschiedlich. Die höchste Aktivität zeigte sich an einem Waldrand mit vorgelagertem Ried bei Müstair, gefolgt von der Ortschaft Lü und danach Standorte an Waldrändern, in Wäldern und in weiteren Ortschaften.
Vier Fledermausarten dominierten das nächtliche Geschehen. Höchste Rufzahlen erreichten die Kleinen Bartfledermäuse, mit einigem Abstand gefolgt von den Nordfledermäusen, den Langohren und den Zwergfledermäusen.
Die durchschnittlichen Artenzahlen in den erfassten Lebensraumtypen variierten. Die höchsten
Werte wiesen die Siedlungen auf, gefolgt von Waldrändern und den Waldstandorten. Erkennbar ist eine sinkende Tendenz in höheren Lagen. Die Erwartung, dass sie in höheren Bereichen signifikant abnehmen, konnte jedoch nicht bestätigt werden.
Vergleiche mit ähnlichen Projekten im Kanton zeigen in etwa ähnliche Resultate.
Fledermausaktivitäten sind an allen 30 Beobachtungsstandorten nachgewiesen worden.
Die untenstehende Tabellen zeigt die Anzahl an effektiven Ortungsrufen (Tabelle mit hörbarkeitskorrigierten im PDF) der verschiedenen Fledermausarten an den verschiedenen Standorten. Total wurden 3803 Datensätze mit Fledermaus-Ortungsrufen erfasst.
Für Naturschutzverantwortliche wäre es sinnvoll, die aktuelle Besiedlung des Projektgebietes in Bezug auf Defizite oder Qualitäten beurteilen zu können. Leider stehen dazu keine vergleichbaren Daten aus früheren Zeiten zur Verfügung. Es ist daher nicht möglich, spezifische Massnahmen zur Stützung der verschiedenen Arten vorzuschlagen, die über die übliche Förderung der Biodiversität im Gebiet hinausgehen, auch weil keine offensichtlichen Naturdefizite erkennbar sind.
Trotzdem erscheint es sinnvoll,