08. Aug 2022
Eine Spurensuche 2022
Der vollständige Bericht mit zahlreichen Abbildungen und Karten kann über folgenden Link herungergeladen werden:
Veranlassung, Zielsetzung
Fledermausaufnahmen im Zusammenhang mit dem vom ‘Naturpark Beverin’ im Juni 2021 organisierten ‘Tag der Artenvielfalt’ wiesen mit einer einzigen Rufsequenz ein mögliches Vorkommen von Kleinen Hufeisennasen nach. Diese Fledermausart gilt in der Schweiz als vom Aussterben bedroht [2]. Da sie, gemäss CSCF-Verbreitungskarten [3] im Hinterrheintal erst unterhalb von Thusis vorkommen soll, ist der Rufnachweis von Andeer von grosser Bedeutung. Mit dem vorliegenden Projekt sollen vor allem zu dieser Art zusätzliche Informationen gewonnen werden, damit gezielte Förderungsmassnahmen ergriffen werden können. Im Vordergrund stehen dabei die Erhaltung von Schlafquartieren und artgerechter Lebensräume.
Da nicht nur Rufe der Kleinen Hufeisennase erfasst und ausgewertet werden sollte es mit diesem Projekt auch möglich sein, Nachweise aus dem Projekt 2021 zu bestätigen und allenfalls auch noch zusätzliche Arten nachzuweisen.
Fledermausruferfassung
Zwischen dem 8. August und 20. September 2022 sind alle Fledermausvorkommen in der weiteren Umgebung des Nachweises der Kleinen Hufeisennase im Jahr 2021 mit Ultraschallruf-Aufnahmegeräten erfasst worden. Aufnahmen erfolgten an 15 Standorten. Die Standorte wurde so ausgewählt, dass mögliche Flugrouten der Kleinen Hufeisennasen hätten erkannt werden können. Da nach einem Aufruf in der Regionalzeitung ‘Pöschtli’ Beobachtungen zu melden drei mögliche Schlafplätze in Andeer gemeldet worden sind, erfolgten auch Rufaufnahmen an diesen Standorten.
Resultate
Der Nachweis von Kleinen Hufeisennasen gelang mit diesem Projekt an verschiedenen Standorten, alle in der näheren Umgebung des Nachweises aus dem Jahr 2021. Das Vorkommen dieser Art im Gemeidegebiet von Andeer kann damit als gesichert gelten. Leider war es noch nicht möglich, einen oder mehrere Schlafquartiere der Kleinen Hufeisennasen zu finden. Mit den vorhandenen Beobachtungen wird es jedoch wahrscheinlicher, diese Quartiere im Raum Bogn und Clugin finden zu können.
Erfreulich war auch der Nachweis von Bulldoggfledermäusen. Diese Art ist mit den Rufaufnahmen im Jahr 2021 im selben Gebiet noch nicht beobachtet worden.
Fledermausaktivitäten zeigten sich an allen Aufnahmestandorten. Die Aktivitäten waren jedoch sehr unterschiedlich. Das Minimum lag bei 9 und das Maximum bei 1248 Rufen.
Die Artenzahlen an den einzelnen Standorten variierten bei vorsichtiger Beurteilung zwischen 2 und 8 und bei optimistischer Einschätzung zwischen 2 und 10 Arten. Für das ganze Gebiet können mindestens 12 Arten als vorkommend gelten. 16 Arten wären es bei optimistischer Beurteilung.
Die Unterscheidung zwischen minimaler und maximaler Artenzahl zeigt die zum Teil anspruchsvolle Artenbestimmung anhand der Ultraschallrufe auf. Bei verschiedenen Arten kann nur eine Artgruppe und nicht die einzelne Art sicher bestimmt werden.
Diskussion
Das neu entdeckte Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Kleinen Hufeisennasen ändert nichts an der Gefährdungseinschätzung. Das heisst, dass dieser Nachweis nun auch in Andeer zu verstärkten Schutzbemühungen führen müsste. Im Vordergrund stehen dabei die Suche nach den Schlafquartieren und deren Schutz, sowie die Erhaltung oder die Verbesserung von Flugkorridoren und den Jagdgebieten. Letztere befinden sich zur Zeit vor allem in den Auengebieten des Hinterrheins.
[2] - Homepage Bundesamt für Umwelt (BAFU), Rote Liste Fledermäuse
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/rote-liste-fledermaeuse.html (19.2.2023)
[3] - Verbreitungskarten des CSCF in Neuenburg https://lepus.unine.ch/carto/70711