18. Jun 2022
Geotag der Natur in Vna/Ramosch
Der GEO-Tag der Natur im Val Sinestra, Unterengadin (Kanton Graubünden) wurde von der ‘FUNDAZIUN PRO TERRA ENGIADINA’ organisiert. Die vielen verschiedenartigen Lebensräume des Val Sinestra sind von Spezialist/Innen im Rahmen dieses Projektes untersucht worden.
Der vollständige Bericht mit zahlreichen Abbildungen und Karten kann über folgenden Link herungergeladen werden:
Veranlassung, Zielsetzung
Der ‘Geotag der Natur im Engiadina Bassa 2022’ bot Gelegenheit, die Fledermausvorkommen im Val Sinestra mittels Rufaufnahmegeräten zu untersuchen.
Fledermausruferfassung
Zwischen dem 11. und 18. Juni 22 sind die Fledermausvorkommen in unterschiedlichsten Lebensräumen auf dem Gemeindegebiet von Valsot (Ramosch, Vna) und Scuol mit Ultraschall-Rufaufnahmegeräten erfasst worden. Aufnahmen erfolgten an 23 Standorten in Wäldern, an Waldrändern, auf Alpweiden und in den Ortschaften Vna und Ramosch. Die Beobachtungsstandorte lagen in einem Höhenbereich zwischen 1229 und 2068 müM.
Resultate
Fledermausaktivitäten zeigten sich bis auf zwei an allen Aufnahmestandorten. Die Aktivitäten waren sehr unterschiedlich. Das Minimum lag bei 2 und das Maximum bei 1307 Rufen während einer Nacht.
Die Artenzahlen an den einzelnen Standorten variierten bei vorsichtiger Beurteilung zwischen 1 und 7 und bei optimistischer Einschätzung zwischen 1 und 9 Arten. Für das ganze Gebiet können mindestens 8 Arten als vorkommend gelten. 11 Arten wären es bei optimistischer Beurteilung. Die beiden Angaben zeigen die zum Teil anspruchsvolle Artenbestimmung anhand der Ultraschallrufe auf. Bei verschiedenen Arten kann nur die Tiergruppe und nicht die einzelne Art sicher bestimmt werden.
Von den nachgewiesenen Arten gelten drei als nicht gefährdet. Arten, die vom Aussterben bedroht sind, konnten keine nachgewiesen werden. Alle anderen Arten gelten als in unterschiedlicher Art gefährdet.
Bei mehreren beobachteten Arten sind bisher im Untersuchungsgebiet, zumindest nach den Verbreitungskarten des CSCF [3], noch keine Nachweise erfolgt.
Die Aktivität war in den verschiedenen Lebensräumen unterschiedlich. Höchste Aktivitäten zeigten sich in den Ortschaften. Wälder, Waldränder und Buschlandschaften wiesen in etwa vergleichbare Resultate auf. Die Alpweiden erschienen am wenigsten attraktiv.
Zwei Fledermausarten dominierten das nächtliche Geschehen. Die Zwerg- und die Nordfledermäuse riefen am häufigsten.
Die durchschnittlichen Artenzahlen innerhalb der Standorte eines Lebensraumtyps waren unterschiedlich. Die höchsten wiesen die Siedlungen auf, gefolgt von den Weiden, den Waldrändern und am geringsten waren sie in den Wäldern.
Erkennbar ist jedoch eine sinkende Tendenz zu höheren Lagen für die minimalen und maximalen Artenzahlen. Die Erwartung, dass sie in höheren Bereichen signifikant abnehmen, konnte jedoch nicht bestätigt werden.
Diskussion
Für Naturschutzverantwortliche wäre es sinnvoll, die aktuelle Besiedlung des Projektgebietes in Bezug auf Defizite oder Qualitäten beurteilen zu können. Leider stehen dazu keine Vergleichsdaten aus früheren Zeiten oder Resultate aus ähnlichen Projekten in vergleichbaren Tälern zur Verfügung. Es ist daher nicht möglich, spezifische Massnahmen zur Stützung der verschiedenen Arten vorzuschlagen, die über die übliche Förderung der Biodiversität im Gebiet hinausgehen, auch weil keine offensichtlichen Naturdefizite erkennbar waren. Einzig ein Vergleich mit den Resultaten aus einem analogen Projekt in Andeer (GR) ist durchgeführt worden. Er zeigt ähnliche Resultate.
Diese Situation lässt es als angezeigt erscheinen, Fledermausvorkommen im Engadin genauer zu untersuchen und deren Entwicklung zu beobachten.