Fledermäuse zwischen der Via Mala und der Gemeinde Andeer GR (Projekt 45)

01. Sep 2021

An einem Standort unterhalb von Andeer, im Auengebiet des Rheins, sind Rufe der vom Aussterben bedrohten ‘Kleinen Hufeisennase’ erfasst worden. Die Rufe dieser Art sind unverwechselbar, d.h. der Nachweis kann als sicher beurteilt werden. Vorkommen der Kleinen Hufeisennase sind schweizweit sehr selten und sollten speziell geschützt und gefördert werden. Als Voraussetzung für dieses Bemühen ist es wichtig, die Verbreitung und vor allem die Schlafplätze dieser Art zu kennen.

Projektraum und Aufnahmestandorte
Projektraum und Aufnahmestandorte

Gesamtbericht

Der vollständige Bericht mit zahlreichen Abbildungen und Karten kann über folgenden Link herungergeladen werden:

Zusammenfassung

Veranlassung, Zielsetzung

Die Fledermausrufaufnahmen, die im Zusammenhang mit dem ‘Tag der Artenvielfalt’, der vom ‘Naturpark Beverin’ im Juni 2021 in der Gemeinde Andeer GR organisiert worden ist, erfassten an einem Standort Rufe einer vom Aussterben bedrohten Art, der kleinen Hufeisennase. Diese Entdeckung veranlasste den Verfasser zusätzliche durchzuführen. Mit diesen Aufnahmen sollte, nebst allgemeinen Fledermausvorkommen, vor allem zu mehr Informationen über die Verbreitung der Kleinen Hufeisennase führen.

Fledermausruferfassung

In den Nächten des 23. bis 26. Septembers 2021 sind die Fledermausvorkommen in verschiedenen Lebensraumtypen zwischen der Via Mala und Andeer mit Ultraschallruf-Aufnahmegeräten erfasst worden. Aufnahmen erfolgten an 10 Standorten an Waldrändern, an Gewässern, in offenen Weideflächen mit Gehölzen und in einem Baumgarten in Zillis. Die Beobachtungsstandorte lagen in einem Höhenbereich zwischen 840 und 990 müM.

Resultate
Fledermausaktivitäten zeigten sich bis auf einen an allen Aufnahmestandorten. Die Aktivitäten waren sehr unterschiedlich. Das Minimum lag bei 7 und das Maximum bei 1419 Rufen.
Die Artenzahlen an den einzelnen Standorten variierten bei vorsichtiger Beurteilung zwischen 2 und 7 und bei optimistischer Einschätzung zwischen 2 und 9 Arten. Für das ganze Gebiet können mindestens 11 Arten als vorkommend gelten. 15 Arten wären es bei optimistischer Beurteilung. Die beiden Angaben zeigen die zum Teil anspruchsvolle Artenbestimmung anhand der Ultraschallrufe auf. Bei verschiedenen Arten kann nur die Tiergruppe und nicht die einzelne Art sicher bestimmt werden.

Verschiedene bedrohte Arten waren aktiv. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Nachweis einer Kleinen Hufeisennase, die auf der Roten Liste des Bundes als ‘vom Aussterben bedroht’ gilt. Verschiedene weitere Arten gelten als bedroht oder deren Bedrohungslage ist nicht klar.
Bei mehreren Arten sind bisher in Andeer noch keine Nachweise erfolgt. Beispielsweise liegen bei der Kleinen Hufeisennase die nächsten Beobachtungsorte unterhalb von Thusis.
Die Aktivität der einzelnen Arten sind in den verschiedenen Lebensräumen unterschiedlich. Waldränder erscheinen attraktiver und Aktivitäten sinken in höheren Lagen.


Zwei Fledermausarten dominierten das nächtliche Geschehen. Die Zwergfledermaus und eine der Myotisarten, die Kleine Bartfledermaus, riefen am häufigsten und dies vor allem an Standorten der tieferen Lagen. Bei den anderen Arten zeigten sich im beobachten Höhenbereich keine auffällige Häufung in einem bestimmten Höhenbereich.

Die durchschnittlichen Artenzahlen innerhalb der Standorte eines Lebensraumtyps waren unterschiedlich. Sie betrugen an den Waldrändern 5.25 (minimal), 7.25 (maximal), im Wald 3.75 (minimal), 4.5 (maximal). Die wenigen Standorte in den anderen Lebensräumen lassen dort eine Durchschnittsbildung nicht als sinnvoll erscheinen Die Artenzahlen auf den verschiedenen Höhenlagen waren in etwa vergleichbar. Die Erwartung, dass sie in höheren Bereichen signifikant abehmen, konnte nicht bestätigt werden.

Sozialrufe der Zweifarbenfledermaus
Sozialrufe der Zweifarbenfledermaus

Diskussion
Der Vergleich mit analogen Erhebungen in der Region zeigt im Andeerer Projektgebiet die höchsten Arten- und Rufzahlen. Dies wird mit der tieferen Lage zu erklären sein, da lebensraumbezogen keine offensichtlichen Qualitätsunterschiede ersichtlich sind. Die aufscheinenden Lücken bei den Kenntnissen der Fledermausvorkommen im Einzugsgebiet des Hinterrheines und die Probleme bei der Bestimmung einzelner Arten über Ultraschallortungsrufe lassen es als angezeigt erscheinen zusätzliche Untersuchungen vorzunehmen.

Sozialrufe der Nord- oder Breitflügelfledermaus
Sozialrufe der Nord- oder Breitflügelfledermaus

Artbezogene Untersuchungen sind angezeigt bei den Vorkommen mit hohem Gefährdungsgrad, wie z.B. der Kleinen Hufeisennase. Hier wären Wissen um Schlafquartiere und bevorzugte Jagdräume Voraussetzungen für einen effektiven Artenschutz oder gar die Förderung der Arten.

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