24. Aug 2020
Verschiedene Fledermausaufnahmen des Verfassers dieses Berichtes in Wäldern der Schweiz sollen helfen, die Frage zu klären, ob und wenn ja, wie sich die Fledermausvorkommen an verschiedenen Standorten unterscheiden. Von speziellem Interesse ist dabei die Frage, ob sich die Wald-Bewirtschaftung auf die Artenvielfalt und die Dichte dieser Tiergruppe auswirkt. Zu erwarten wäre, dass die Aktivitätsmuster in ursprünglichen Waldtypen anders aussehen als in bewirtschafteten Wäldern.
Es sind zwei Typen von Standorten untersucht worden.
Der vollständige Bericht mit zahlreichen Abbildungen und Karten kann über folgenden Link herungergeladen werden:
Veranlassung, Zielsetzung
Die Förderung von bedrohten Fledermausarten, auch in den Wäldern, ist ein Anliegen des Naturschutzes. Als eine der Voraussetzungen sollten dafür Qualitätskriterien vorliegen, nach denen ein bestimmter Waldtyp in Bezug auf die Fledermaustauglichkeit, beurteilt werden könnte.
Ideal wäre es, wenn eine aktuelle Besiedlung mit einem Referenzzustand verglichen und darauf basierend Hinweise auf ein Defizit oder einen ‘Überschuss’ gewonnen werden könnten.
Mit der vorliegenden Untersuchung sollen Daten bereitgestellt werden, die für Vergleiche von Fledermausvorkommen in den Wäldern der Schweiz genutzt werden können.
Fledermausruferfassung
Zwischen dem 24. und 28. August 2020 sind im Gebiet ‘Sackberg’ im Klöntal (GL) Fledermausrufe erfasst worden.
Resultate
Fledermausaktivitäten zeigten sich an allen Aufnahmestandorten. Die Rufaktivitäten waren jedoch sehr unterschiedlich. Das Minimum lag bei 1 und das Maximum bei 2088 Rufen pro Nacht. Die Artenzahlen an den einzelnen Standorten variierten zwischen 1 und 4 bei vorsichtiger Beurteilung und zwischen 1 und 6 Arten bei optimistischer Einschätzung. Für den Projektraum sind es sicher 8 und maximal 12 Arten. Fledermäuse mit hohem Gefährdungsgrad sind nicht nachgewiesen worden.
Mit Ausnahme an einem Standort dominierten die Rufe der Zwergfledermäuse. Bei einem Standort wiesen die Bartfledermäuse einen etwas höheren Wert auf.
Alle anderen Fledermausarten sind im Gebiet Sackberg selten bis sehr selten.
Bei der Darstellung der durchschnittlichen Rufaktivitäten nach Biotoptyp erwies sich der Waldrand am attraktivsten. Die Waldstandorte liegen stark zurück, wenn die Zwergfledermäuse nicht mitberücksichtigt werden.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Betrachtung der Artenvielfalt.
Bei der Auswertung der durchschnittlichen Rufaktivitäten nach Höhenlage konnten die höchsten Werte zwischen 800 und 999 müM festgestellt werden. Die durchschnittliche Anzahl Arten wies keine signifikanten Unterschiede zwischen den Höhenlagen aufs.
Diskussion
Der Vergleich mit analogen Aufnahmen im Gebiet Bödmeren (SZ) zeigt ähnliche Resultate. Unterschiede sind bei den Gesamtaktivitäten in den beiden Biotoptypen erkennbar. Im Gebiet Sackberg sind die Aktivitäten im Wald höher als in Bödmeren, an den Waldrändern ist es umgekehrt. Die durchschnittlichen Artenzahlen unterscheiden sich nur unwesentlich. Die Waldtypen in diesen beiden Gebieten unterscheiden sich stark. Ein weiterer Unterschied liegt in den Höhenlagen. Die Standorte im Gebiet Bödmeren liegen zum Teil wesentlich höher. Erwartet wurden daher grössere Unterschiede zwischen den beiden Projektgebieten.
Ultraschall-Störgeräusche waren im gesamten Projektgebiet nachweisbar. Die Herkunft und auch die möglichen Auswirkungen auf die Fledermäuse sind unbekannt. Diese Themen sollten in einem separaten Projekt bearbeitet werden.
Die Fledermausvorkommen im Gebiet Sackberg erscheinen unerwartet bescheiden. Die Aktivitäten werden in grossem Mass von den ungefährdeten Zwergfledermäusen dominiert. Stark gefährdete Arten waren nicht nachweisbar. Speziell wäre ein Vorkommen der Bulldoggfledermaus (gilt als sehr selten, eine Gefährdung ist unklar [2]). Die beobachteten Rufe können jedoch noch nicht als sicheren Nachweis gelten.
Informationsquelle
[2] - Homepage Bundesamt für Umwelt (BAFU), Rote Liste Fledermäuse (5.7.2018)